28.11.2009 24 Stunden Lauf Palermo:

 

HP-Veranstalter und Ergebnisse (classifiche): http://www.asdmol.it/24ore/index.asp

 

Mein letzter großer Bewerb in diesem Jahr! Ich muss noch eine vernünftige Leistung erbringen um mit dem Nationalteam zur WM nach Frankreich fahren zu können. Mein Plan wären 215 km gewesen.....

Vorab:

Ich habe mich daher entschlossen einen Laufkollegen, Paolo Demarta, mit zu nehmen der mir dort als Betreuer zur Seite zu stehen soll. Wir fahren mit einer weiteren Freundin aus Innsbuck (Italienerin und im ital. Nationalteam), Monika Moling nach Verona und fliegen gemeinsam nach Palermo. ..Palermo!? Süden?! Ja, genau.... Urlaubsstimmung bei der Ankunft. 23 Grad, warmer Südwind, Meeresluft.....

Mein Freund Mauro Giaconia, selbst Ultraschwimmer und Halter des 24 Std Schwimmrekordes mit 101km, holt uns ab und wir besichtigen einige schöne und auch nicht wirklich inspirierende Stadtteile. Wir kosten das Meer in Mondello (Palermo), die Klarheit, Ruhe und frische des Wassers...

Am Abend findet eine Buchpräsentation eines Läufers statt und weil einige deutsche Läufer anwesend sind wird nach einen Übersetzer gesucht. Monika will nicht und ... ja ..da ist Paolo mein Betreuer. Er ist Italiener und lebt seit einigen Jahren hier in Tirol. So ist auch er gleich voll integriert und wird auch gleich gefragt ob er an der 24x1 Stunden Staffelbewerb für den Veranstalter mitlaufen will. Natürlich will er das als Bahnläufer.

Paolo und ich schlafen bei Mauro in einer kleinen Wohnung mit vielen Geräuschen in der Nacht...ich schlafe nicht viel..

Bewerb:

Am Sa um 12 Uhr mittags wird gestartet. Alle da. Über 50 Starter. Anwesend auch der Vizeweltmeister 2009 aus D, Weiss Ralf. Wir beginnen diszipliniert und dennoch mit gutem Tempo: Ich habe 54km in 5 Std - ist ok. Danach habe schon das erste Megatief für 3 Stunden. Erschien mir sehr früh. Kann mich nicht mal mehr erinnern was eigentlich war, war aber sehr froh als es dann nach 8 Std wieder besser ging. Dann habe ich aber an der linken Ferse eine riesige Blase bekommen und etwas spät bemerkt. Die Schuhe zu wechseln machte wenig Sinn, denn ich bin mit jenen gestartet mit denen ich nie Probleme hatte und das Reservepaar sorgt immer für eine Blase nach ca. 6 Std. leider auch genau an dieser Stelle! So begann ich herum zu experimentieren. Einlagen rein, raus, etwas wegschneiden, umlegen, tapen... Zeit vergeht in den nächsten Stunden.

Nach 10:14 habe ich 100km. Das ist noch gerade im Zeitplan. Nach 12 Std 114km. Auch noch ok. Doch nun schlägt der Hammer wieder zu und ich bin etwas geschwächt und kann dem Schlag nicht richtig ausweichen. Buuummmm - klesch---

Bedingt durch die Blase beleibe ich öfters stehen und probiere herum. Ich dachte es ist besser als sich eine ganz große Blase zu holen, die einem dann ganz stoppt. Irgendwie taten auch die Beine furchtbar weh, jeder Tritt war ein Brennen an den Fußsohlen. Mein Ödem im Vorfuß macht sich auch bemerkbar und psychisch für einen Freiluftler wie mich kam noch folgendes dazu: Nebenan im Park waren die Romas (Zigeuner) die mit Einsetzen der Dunkelheit begonnen haben Feuer zu machen und ihren Abfall im Laufe der Nacht bis 6 Uhr morgens verbrannten. Rauchschwaden mit extremen Plastikgeruch (brennt ja wunderbar) zogen also für über 10 Stunden an unseren Köpfen vorbei. Genauer gesagt, wir liefen mit unseren Köpfen durch diese Rauchsuppe. Eine nette Dioxinbombe....ja, ja und das geht ja net.....denkt ihr jetzt.... die Polizei die macht das schon! .... Knapp vorbei. Nix zu machen. La Polizia non entra il parco. Die Polizei geht nicht in diesen Park... der Veranstalter, ein ganz lieber Kerl und um alles bemüht zuckt hier daher auch nur mit den Acheln..

Ich hätte am liebsten den nächsten Flug zurück genommen - Müdigkeit, Schmerzen, Rauch, Kopf...und dann noch Betreuer oder andere Läufer die sagen: "Du schaust aber gut aus".... das alles ist zu viel.

Also, in der Nacht gibt es keinen Flug und in der Früh zahlt es sich nicht mehr aus, dachte ich.Ich schlafe nie und lege mich nur mal 10 min hin um die Beine etwas zu entspannen.

Es geht ab 6 Uhr aufwärts, sonnen gefärbte Wolken hinter dem Stadion werden Sichtbar und es kommt wieder Leben zu uns. Essen, Trinken, alles macht wieder mehr Spass. Um ca 5:30 ist auch Paolo gelaufen und wie eine Rakete immer mir auf der Innenbahn entgegen geschossen (unter den ersten 10 besten Leistungen der Stundenläufer der Staffeln).Für eine Stunde lang und dann war er wieder als Helfer bereit.

Dynamische Musik durch die Lautsprecher puschen uns auf, nur mehr 6 Std.

Nur mehr 2 Std! Ich kann nicht glauben dass ich so knapp vor dem Ziel die Schnauze voll habe... ich lache nicht mehr... no power... es geht aber. 

Dann plötzlich in den letzten 50 Minuten: Ich stoppe und schleiche weiter. Ich habe 199km und glaube nun umzufallen. Ich trinke noch Fruchtzucker und anderes aber laufe keinen Schritt mehr. Habe ich noch nie so intensiv gehabt. Ich gehe sehr bedächtig noch 3 Runden ohne zu Lachen und gehe dann direkt in die Dusche.

Bin sofort danach aber wieder voll ok und bin auch nicht müde.

Betreuung: Paolo, der zu ersten mal dabei war hat sich sehr gut gemacht und auch für die anderen Teilnehmer bezahlt gemacht. Er war nur 1 Std im Schlafsack und sonst immer anwesend und bereit mit den Getränkeflaschen und Brötchen oder Riegel ... zur Stelle zu sein. Ich glaube es war führ ihn auch sehr anstrengend.

Auf alle Fälle hat er nur 2 Sekunden gebraucht um dann am Nachmittag auf der Matratze einzuschlafen. Ich habe mit Mauro noch Brot mit Öl und Salz gegessen und mich dann auch einige Stunden hingelegt....

Der Abend fand seinen Ausklang dann in Palermo in einem ausgezeichnetem Restaurant. Wirklich ausgezeichnet, leider der Preis auch...

Am Heimflug, nächster Morgen um 9 Uhr, habe wir uns im Flughafen verplaudert und den Flug gerade noch (per un pelo; um ein Haar) mit dem "last call" erreicht.

Habe keine Gehprobleme und fühle mich auch 2 Tage nach dem Rennen gut.

Ergebnisse:

Platz 1: Ralf Weiss 239km; Platz 2 Florian..233 km...

Platz 9: Harald O. 200km

Platz 1: Damen: Monika Moling (meine Reisebegleiterin) mit 174,5 km (auch auf einigen Fotos zu sehen)

Nachtrag:

Eigentlich wollte ich 215 km erreichen. Das war die Vorgabe um nächstes Jahr im Nationalteam zu sein. Habe schon zu mir gesagt, dass ich froh bin so, denn ich brauche mir das ganze nicht mehr antun.... schön gedacht, aber wieder daneben.

Nach einem Gespräch mit dem Referenten des Ultramathons Österreich vom ÖLV, Reinhold Strasser, hätte er mich doch gerne dabei wenn ich die WM als das Rennen für 2010 nehme und den Triathlon bis Mitte Mai zur Seite lege.

I agreed!!! Und ich freue mich doch!

Ich muss gestehen, dass ich nicht das Talernt habe um ganz Top zu sein, aber ich habe Beständigkeit und Freude und bringe immer gute Leistungen....


Wünsche allen viel Freude